Sie haben sich schon immer gefragt, wie genau aus Altpapier die Druckfarbe entfernt und daraus bedruckbares Zeitungspapier, Büropapier und Hygienepapier wird? Dafür gibt es spezielle Verfahren beim Papierrecycling. Eines davon ist das Deinking.
Wir geben Ihnen einen Überblick, was Deinking genau ist und wie es funktioniert. Außerdem erfahren Sie mehr zur Entstehung und welche Prozesse dazu gehören. Sollten Sie dann noch Fragen haben, wenden Sie sich gern an uns.
Was ist Deinking?
Unter Deinking versteht man das Entfernen der Druckfarbe aus bedrucktem Altpapier. Der Begriff kommt aus dem Englischen: ink für „Druckfarbe“ beziehungsweise „Tinte“.
Dabei handelt es sich um einen wichtigen mechanischen und chemischen Prozess bei der Herstellung von Recyclingpapier. Zwar lässt es sich auch ohne Deinking herstellen, aber dann erhält das Papier eine kräftige graue Tönung. Durch den Entzug der Farben entsteht ein hochwertiges Recyclingpapier, das durch Bleichen hellgrau oder sogar weiß wird.
Die Entstehung des Deinking
Schon unsere Vorfahren kannten sich mit dem Recycling aus. Bevor 1799 die Papiermaschine erfunden wurde, waren gebrauchte Textilien die bekannteste Quelle, um recycelte Fasern herzustellen. Daraus entstand dann das sogenannte Lappenpapier, das sich aus Hanf, Leinen und Baumwolle zusammensetzte.
Als im Jahr 1843 der Zellstoff eingeführt wurde, löste sich die Papierherstellung von recycelten Materialien.
Aber bereits 1774 entdeckte Justus Claproth den Ursprung des Deinkings, um Druckfarbe aus dem Papier zu waschen und es erneut zu beschreiben. Dank der Entwicklung des Flotationsverfahrens kann seit den 1950ern die Farbe aus dem Papier entfernt und die Fasern können recycelt werden. Denn das Altpapier ließ sich zuvor nur noch für die Produktion von Kartons nutzen.
Geeignetes Material für Deinking
Nicht jedes Altpapier ist für das Verfahren passend. Anhand der Ingede-Methode 11 lässt sich klären, ob ein Material sich für das Deinking eignet.
Der „Bewertung der Recyclingfähigkeit eines Druckprodukts – Deinkbarkeitsprüfung“ liegen DIN Spec 55700 und ISO 21993 zugrunde. Ein Labor kann anhand einer Substratprobe prognostizieren, wie sich das bedruckte Papier während des Deinkings vermutlich verhalten wird.
Dieser Standard ist vor allem für die Papierindustrie wichtig. Denn sie steht immer wieder vor der Herausforderung, passende Verfahren zum Trennen von Druckfarbe und Papierfasern zu entwickeln.
Gerade im Offset- und Tiefdruck entstehen bei den Erzeugnissen unkalkulierbare Anteile, die zu Schwierigkeiten beim Deinking führen können. Im Prinzip besteht Altpapier immer aus verschiedenen Druckerzeugnissen mit Komponenten, die ein potenzielles Risiko für den Deinking-Prozess liefern. Beispiele sind:
- Fensterumschläge
- Faltschachteln mit Plastik
- mit Streichfarbe oder Öl verunreinigtes Haushaltspapier
Deinking-Verfahren für Altpapier
Allgemein gibt es zwei Methoden: Das Flotationsdeinking ist in Europa am bekanntesten, während in Nordamerika auch häufig das Waschdeinking zum Einsatz kommt. Ersteres bietet eine höhere Ausbeute bei gleichzeitig weniger Wasserverbrauch.
Bei besonders hochwertigem Deinking können beide Verfahren kombiniert werden.
Mit der Flotation Druckfarbe entfernen
Vor dem Deinking wird das Altpapier vorbereitet. Fremdkörper müssen entfernt und das Papier zerkleinert werden. Anschließend fügt man Wasser dazu, sodass ein Altpapierbrei entsteht. Nun kommen die Chemikalien hinzu, die – wie die Druckfarbe – wasserabweisend sind.
In mehreren Teilprozessen lösen die chemischen Stoffe die Farben aus den Papierfasern. Die Zufuhr von Luft sorgt dafür, dass sich die Farbpartikel mit den Chemikalien an den Luftblasen anlagern. Sie treiben im Wassergemisch nach oben und an der Oberfläche des Wasserbads bildet sich Schaum, den man im Anschluss abschöpfen kann. Daher kommt der Name Flotation – to float, auf Deutsch „schwimmen“.
Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt, bis die Altpapierstoff-Suspension den gewünschten Grad an „Sauberkeit“ und Weiße erreicht hat. Denn ein heller Sekundärfaserstoff ist das Ziel, um möglichst farblose Fasern für recyceltes Papier zu erhalten. Der Papierfachmann nennt ihn DIP: englisch für deinked pulp, übersetzt bedeutet das „entfärbter Stoff“. Natürlich kann im Anschluss auch eine Bleiche erfolgen.
Das Waschdeinking
Dieses Verfahren ist am sinnvollsten, wenn Partikel, die kleiner als 30 µm sind, entfernt werden sollen. Das sind zum Beispiel Tinten, Füllstoffe, Beschichtungspartikel, Feinteile und Mikroklebstoffe auf Wasserbasis.
Ist die Zellstoffaufschlämmung entwässert, also eingedickt, werden Dispergiermittel hinzugefügt, um die Druckfarben auszuwaschen. Besonders gut funktioniert diese Methode bei mittleren bis feinen Partikeln.
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Welche Papiere lassen sich mit dem Deinking nicht bearbeiten?
Nicht alle Altpapiere kann man mit Deinking von der Druckfarbe befreien. Dafür müssen nämlich die Farbpartikel hydrophob (wasserabstoßend) sein. Daher kommen bei der Printproduktion im Offset-Druckverfahren seit Jahrzehnten erprobte Produkte zum Einsatz, die sich problemlos recyceln lassen.
Was sich nicht mit Deinking aus dem Papier lösen lässt:
- Druckveredelungen wie Lacke
- Flexodruckfarben
- Flüssigtoner
- Nano-Tinte
Digitaldrucke wie HP-Indigo-Drucke, die als Makulatur in der Fotobuch-Produktion anfallen, bereiten ebenfalls Schwierigkeiten. Ähnlich verhält es sich mit UV-härtenden Farben. Sie legen sich filmartig auf das Papier und können nur teilweise herausgeschwemmt werden. Das Recycling ist erschwert und andere Verfahren sind erforderlich.